Interview mit Frank Nießen (BR MS)

Das Wochenblatt spricht mit der Bezirksregierung in einem Kurzinterview über die Perspektiven in Sachen LEADER aus landwirtschaftlicher Sicht.

Das „Landwirtschaftliche Wochenblatt“ Westfalen-Lippe führt in seiner Ausgabe 8 vom 20. Februar 2014 ein Kurzinterview mit Frank Nießen, dem Leiter des Dezernates 33 der auch für AHL zuständigen Bezirksregierung Münster zum Thema LEADER. Der Wortlaut des Gesprächs ist an dieser Stelle wiedergegeben.

Frank Nießen

Wochenblatt: Das Land NRW erhält von 2014 bis 2020 510 Mio. € aus dem EU-Förderprogramm LEADER. Werden nur Projekte auf dem Land, also nicht in den Städten, geför­dert?

Nießen: Das LEADER-Förderprogramm setzt bei den LEADER-Regionen an. Landesweit gibt es bislang zwölf LEADER-Regionen, davon fünf im Regierungsbezirk Münster. Die LEADER-Regionen haben je­weils ein Budget von 1,6 Mio. € zur Verfügung; nur die Region Kulturlandschaft Ahaus-Heek-Legden, die jüngste Region, hat als kleinste Region ein Budget von 1,0 Mio. €. Die LEADER-Regionen liegen alle in der Gebietskulisse „Ländlicher Raum“, darum sind Ballungsgebiete und die Innenstädte, die größer als 30 000 Einwohner sind, von der Förderung ausgenommen.

Wochenblatt: Was ist Sinn und Zweck des Förderprogrammes?

Nießen: LEADER wird aus dem eu­ropäischen Landwirtschaftsfonds (ELER) finanziert. Durch dieses Programm können die Menschen vor Ort Einfluss nehmen auf die Entwicklung in ihrer Region. Da­durch kann das Potenzial einer Region besser für deren Entwick­lung genutzt werden. Ein beson­derer Wert von LEADER ist die Netzwerkbildung in einer Region. Hierdurch ist es möglich, auf die regionalen Entwicklungsprozes­se Einfluss zu nehmen. Regionale Entwicklungsprozesse werden so für die Menschen vor Ort erfahrbar und erlebbar.

Wochenblatt: Mitmachen sollen vor allem Gruppen, Vereine sowie die Gemeinden. Sie sollen gemeinsam Projekte anstoßen und umsetzen. Was könnte man im Bereich der Land- und Forstwirtschaft oder in den Dörfern fördern?

Nießen: Auf der Grundlage der Förderrichtlinie können mit dem Programm LEADER grundsätz­lich alle Projekte gefördert wer­den, die in das Programm der je­weiligen LEADER-Region aufge­nommen wurden oder die sich aus diesem Programm ergeben. Das Programm kann auch fortge­schrieben werden, um beispiels­weise bestimmte Projekte zu er­möglichen. Somit ergibt sich eine große Bandbreite möglicher Projekte.

Ausgeschlossen bei Kommunen sind aber beispielsweise Projekte, die sogenannte Pflichtaufgaben sind. Im Übrigen wurde in den Re­gionen im Münsterland eine gro­ße Vielfalt unterschiedlicher Pro­jekte gefördert, wie zum Beispiel Mehrgenerationenplätze, Melkhüser, Bildungsprojekte für Kin­der, die von den Landfrauen kon­zipiert und durchgeführt wurden, etwa der sogenannte Haushaltspass. Förderfähig sind grundsätz­lich alle Projekte, die den Wandel auf dem Land begleiten und ab­federn, etwa Projekte zum demografischen Wandel, zur Energie­versorgung, Mobilität, Nahversor­gung, Tourismus und vieles mehr.

Wochenblatt: Bis wann müssen etwa die Vereine und Gruppen ihre Förderanträge einreichen? Wo können sich die Akteure genauer infor­mieren?

Nießen: Gegenwärtig können noch keine neuen Förderanträge gestellt werden, da die alte Förderperiode am 31. Dezember 2013 ausgelau­fen ist. Das Ministerium für Klima­schutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Düsseldorf (MKULNV) erarbeitet zurzeit das Nachfolgeprogramm für die neue Förderperiode 2014 bis 2020 und hat in diversen Ter­minen die Wirtschafts- und So­zialpartner (WiSo) angehört. Die LEADER-Regionen im Regierungs­bezirk Münster wollen sich alle er­neut bewerben und ebenso weite­re Gemeinden, die sich zu LEA­DER-Regionen zusammenfinden wollen. Laut Staatssekretär Horst Becker vom MKULNV könnte es ab 2014 bis zu 24 LEADER-Regionen in NRW geben (Ausgabe 50/2013). Das Land NRW wird Mitte des Jah­res die Regionen auffordern, sich zu bewerben. Anschließend wird die Wettbewerbsauswahl erfolgen. Anfang 2015 sollen die neuen LEA­DER-Regionen feststehen. Weitere Informationen sind erhältlich im Ministerium für Klimaschutz und bei den fünf Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen.