„Europa braucht LEADER“

Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen für Verbesserungen des Programms veröffentlicht.

Die BAG LAG ist der Zusammenschluss der deutschen LEADER-Aktionsgruppen (LAG) in einem rechtsfähigen Verein. Er wurde geründet zur Stärkung und Etablierung der LEADER-Methode. Der Verein verfolgt den Zweck der Stärkung und Etablierung des Bottom-Up-Ansatzes der LEADER-Methode auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen in Deutschland und – gemeinsam mit ähnlich ausgerichteten Gruppen aus dem Kreis der EU-Mitgliedsländer – auch innerhalb Europas. Hierbei geht es vornehmlich um die breit angelegte, aktive Teilhabe regionaler und lokaler Akteure an der Erarbeitung und Umsetzung regionaler bzw. lokaler Entwicklungsstrategien.

Mit Datum vom 14. März 2019 hat die BAG LAG nun ein Positionspapier veröffentlicht, das auf Verbesserungen, die Fortführung in der nächsten Förderperiode und Bürokratieabbau im LEADER-Programm drängt. Lesen Sie nachfolgend den Wortlaut des Papiers:

Die Europäische Union fördert die Entwicklung unserer Regionen mit vielen unterschiedlichen Strategien und Förderansätzen, trotzdem ist die Skepsis gegenüber der EU von weiten Bevölkerungsteilen insbesondere in den ländlichen Räumen der Mitgliedsstaatenstärker denn je. Der EU-Austritt Großbritanniens und der politische Erfolg EU-kritischer Kräfte in vielen Ländern sind besorgniserregende Zeichen dieser Entwicklung. Gleichzeitig wird die Europäische Agrarförderung immer mehr in Frage gestellt, wenn nicht auch ein breiter öffentlicher Nutzen deutlich gemacht werden kann.

Mit dem LEADER-Ansatz hat die Europäische Union vor 25 Jahren eine neue Förderphilosophie entwickelt und die Umsetzung eines Bottom-Up-Ansatzes im Rahmen der Agrarförderung für die ländlichen Räume gewagt: Seither beteiligen sich europaweit unzählige lokale Akteure maßgeblich an der Entwicklung ihrer eigenen Lebensräume und leben dabei die demokratischen Grundprinzipien selbst aktiv vor Ort. Der multisektorale Ansatz und der hohe Stellenwert des Kooperationsgedankens in LEADER sind darüber hinaus wichtige Aspekte zur Förderung des Austausches von Wissen und Erfahrung zwischen den europäischen Akteuren und zur Verständigung in Europa.

Der Erfolg wird mit der Entwicklung des LEADER-Ansatzes deutlich: In der aktuellen Förderperiode arbeiten europaweit 2.600 und allein in Deutschland 321 Lokale Aktionsgruppen (LAGn) in Regionen mit rund 28 Mio. Einwohnern und seit dem Beginn von LEADER wurden tausende Projekte umgesetzt. Nirgendwo sonst kommt die Europäische Union ihren Bürgerinnen und Bürgern näher als durch LEADER. Der wichtige Beitrag von LEADER für die Entwicklung der ländlichen Räume, für Verständigung unter den Akteuren vor Ort und zwischen den Mitgliedsstaaten ist in Zeiten zunehmender nationalistischer Strömungen wichtiger denn je. LEADER ist ein zutiefst mit den Wurzeln von Europa verbundener Ansatz, der von den EU-Bürgern angenommen und mit viel Engagement weiterentwickelt wurde. Wir sehen in LEADER und in den Fähigkeiten der LAGn ein großes Potenzial, den globalen Herausforderungen unserer Zeit mit ortsbezogenen, von den Akteuren selbst erarbeiteten Lösungen entgegenzuwirken – für ein gestärktes und lebenswertes Europa.

Dieses Potenzial des LEADER-Ansatzes wird jedoch zunehmend durch extrem aufwendige und bürokratische Antrags-, Abrechnungs- und Kontrollverfahren in Frage gestellt. Viele der für den LEADER-Prozess besonders wichtigen Akteure aus ehrenamtlichen Organisationen, Verbänden und Vereinen geben ihre Projekte aufgrund der bürokratischen Hürden und eines unkalkulierbaren Risikos auf. Gerade kreative und innovative Ideen sind davon besonders betroffen. Insgesamt steht der Aufwand nicht in einem angemessenen Verhältnis zum Projekt-und Förderumfang.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen fordert als Stimme der LEADER-Regionen in Deutschland und stellvertretend für die Menschen in unseren Dörfern und ländlichen Räumen, die sich mit viel Leidenschaft für ihre Region und Heimat einsetzen, dass die Europäische Kommission den LEADER-Ansatz konsequent verbessert und stärkt sowie die Förderung unbürokratisch und für die Menschen vor Ort positiv erlebbar gestaltet. Das heißt:

– eine für die Mitgliedsstaaten verpflichtende Fortführung von LEADER

– einen gemeinsamen und verbindlichen EU-Fonds mit einfachen Regelungen für die Umsetzung der von der lokalen Bevölkerung getragenen Entwicklungsprozesse (Community Led Local Development, CLLD)

– verlässliche, allgemein verständliche Regelwerke und Verwaltungsverfahren, die die Akteure vor Ort dabei unterstützen, ihre kreativen Ideen zur nachhaltigen Entwicklung ihres Lebensumfeldes umzusetzen

Vertrauen in die Kompetenzen der Lokalen Aktionsgruppen (LAGn) und in die Kontrollinstanzen vor Ort durch die Anwendung des Single-Audit-Prinzips anstelle eines auf Misstrauen basierenden kleinteiligen Kontrollsystems mit unverhältnismäßigen Sanktionsandrohungen

– Erfolgskontrolle sollte sich ausschließlich auf die Umsetzung der LEADER-Methode beziehen

Der Mut der Europäischen Union, mit dem Bottom-Up-Ansatz Verantwortung in die Regionen abzugeben und den LAGn Vertrauen entgegenzubringen, darf nicht durch überbordende Bürokratie konterkariert werden, sondern muss bei den Menschen vor Ort wieder positiv sichtbar werden.

Gemeinsam mit Politik und Verwaltung will die BAG LAG einen Beitrag leisten, damit die europäische Erfolgsgeschichte LEADER fortgeschrieben wird und ist bereit, bei der zukünftigen Gestaltung von LEADER intensiv mitzuarbeiten und damit einen wichtigen Beitrag für ein positives Image der Europäischen Union in den ländlichen Räumen zu leisten.